Der Schützenverein Wilhelm Tell wurde am 1. Januar 1912 von 4 Lammen Bürgern gegründet. Dieses waren HEINRICH EHLERS, FRITZ GEISMAR, FERDINAND KIELHORN und HEINRICH THÖRMANN. Zum Vorsitzenden wurde Heinrich Ehlers gewählt.
Der Verein, oder auch "Klub", führte damals den Namen Schützenklub "Tell". Zur Aufgabe wurde sich gestellt. "Die Geselligkeit zu fördern, alljährlich ein Preisschießen zu feiern, sowie nach Beschluß des Klubs Vergnügungen zu veranstalten".
Mit "Preisschießen zu feiern" ist hier das auch heute noch übliche Königsschießen mit dem alljährlich stattfindenden Königsball gemeint. Geschossen wurde monatlich an einem Sonntag, abwechselnd im Lammerbusch und in der Gaststätte Friedrichs. Als Quartalsbeitrag wurde 1 Mark festgesetzt. Wer an einem Schießsonntag unentschuldigt fehlte, hatte eine Strafe von 25 Pfennig zu bezahlen. Wer dreimal hintereinander ohne "genügende Entschuldigung" fehlte, wurde gemäß Satzung zu 1 Mark Strafe verurteilt (entsprach damals einem Quartalsbeitrag!). Mitglied konnte damals jeder in gutem Ruf stehende Mann werden. Die Versammlungen – diese fanden einmal im Quartal statt - wurden durch Boten bekanntgegeben.
In den Kriegsjahren, von 1914 bis 1918, ruhte die Vereinsarbeit, bis dann Anfang der 20er Jahre das Vereinsleben wieder aufblühte. Auch in diesen Jahren wurde nachmittags an einem Sonntag im Monat geschossen; zuerst in der Grandkuhle und anschließend auf einem damals sehr modernen Kleinkaliberschießstand in der Gaststätte "Peine-Paris-Lamme" (Albert Neddermeyer).
Die Mitgliederzahl bewegte sich in dieser Zeit zwischen 25 und 35 Männern (Damen waren noch nicht zugelassen). Als Vereinsvorsitzende amtierte zuerst wieder Heinrich Ehlers, anschließend Ferdinand Kielhorn und danach, bis zum Kriegsjahr 1939, Otto Bratherig. Im Jahre 1937 wurde E. Tanz und im Jahre 1938 R. Meyer Großer König; dieses sind leider die einzigen Könige, die namentlich noch bekannt sind.
Von 1939 bis 1953 ruhte die Vereinstätigkeit bedingt durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre.
Am 3. Oktober 1953 wurde der Verein von 11 Lammei Bürgern unter dem heutigen Namen "Schützenverein Wilhelm Tell Lamme 1912" wiedergegründet.
Die Wiedergründer waren:
1. Horst Ahrens
2. Franz Brendes
3. Valentin Christofori
4. Hermann Geismar
5. Herbert Lehrmann
6. Heinz Neddermeyer
7. Hermann Plagge
8. Rudolf Rautmann
9. Hans Rodewald
10. Joachim Schade
11. Bernhard Thörmann
Zum Vorsitzenden wurde damals Rudolf Rautmann gewählt - der dieses Amt bis 1984, also 31 Jahre beibehielt! Zum Vereinslokal wurde die Gaststätte Hermann Geismar (heute: "Zum gemütlichen Pattkopp") gewählt.
Zum Ende des Jahres 1953 betrug die Mitgliederzahl 13 (Erwin Gellert und Ewald Specka waren hinzugekommen). Mit starker Unterstützung der Mitglieder und des Vereinswirtes wurde der Verein neu aufgebaut. Sehr bald hatte der Verein die Mitgliederzahl von 25 (noch immer waren keine Frauen zugelassen) erreicht, die sich zur Aufgabe machten, den Schießsport und das Brauchtum zu pflegen.
Noch im Laufe des Jahres 1953 stiftete der Vereinswirt ein neues Luftgewehr. Hiermit wurde die ersten Jahre - da ein entsprechender Schießstand fehlte - quer durch die Gaststube geschossen. Hierbei kam es zum Anfang natürlich auch einmal vor, daß die Scheibe bzw. auch der Kugelfang nicht getroffen wurde. Einmal soll sogar (natürlich nur angeblich) das Brauerei-Transparent in der Ecke der Gaststube zerschossen worden sein.
In diesen Anfangsjahren wurde selbstverständlich hauptsächlich trainiert. An Wettkämpfe oder Pokalschießen konnte man noch nicht denken. In den ersten Jahren waren
Hugo Bratherig, Willy Tengler und Heinz Neddermeyer Schießsportleiter des Vereins. Diese versuchten ständig die einzelnen Leistungen zu verbessern. Über die erste Urkunde, es war ein 12. Platz, wurde sich riesig gefreut.Gleichzeitig wurden die ersten Leistungsnadeln errungen.
Das bei einem so fleißigen Training auch mal eine "Pumpe" geschossen wurde ist selbstverständlich. Hierzu ein Auszug aus dem Protokoll der Monatsversammlung vom 22.01.1955:
Unter Verschiedenes:
"Die Pumpenkasse wird geöffnet. Der Betrag von DM 14,12 wurde zur Aufbewahrung dem Kassierer Plagge übergeben. Heinz Neddermeyer hat den Vorschlag gemacht, den Betrag bei der nächstbesten Gelegenheit in Spirituosen umzusetzen. Berni Thörmann hat den Vorschlag gemacht, den Betrag dem Kassierer zu belassen und als Einnahme zu buchen. Der erste Vorschlag wurde mit 17 zu 8 Stimmen angenommen."
Die ersten offiziellen Satzungen nach Wiedergründung wurde auf der Jahreshauptversammlung am 04.02.1956 festgelegt, die sich vom Inhalt her stark an die ersten Satzungen überhaupt (ein original-Exemplar aus dem Jahr 1914 liegt uns noch vor!) anlehnen.
Zu den satzungsgemäßen Aufgaben gehört auch die Pflege des Brauchtums. Hierzu zählen neben Volksfesten und Königsbällen auch die Maskeraden, die alljährlich (in den letzten Jahren zusammen mit dem Sportverein und seit 1976 als "Kostümfeste") stattfinden.
Der Monatsbeitrag wurde auf DM 1,- und das Eintrittsgeld auf DM 3,- festgelegt. Für unentschuldigtes Fehlen an Schießtagen oder Monatsversammlungen wurden wiederum Strafgelder von DM -,25 bzw. DM -,50 festgelegt.
Große Schwierigkeiten gab es Anfangs jedoch beim Aufbau eines geeigneten Schießstandes. Nachdem innerhalb der Vereinsgaststätte auf verschiedenen Schießständen geschossen wurde, konnten Anfang 1959 die damaligen Schießsportleiter Reinhold Christofori und Rudolf Seidel (die beide 1957 am 2.
Schießsportleiterlehrgang des Kreissschützenverbandes Braunschweig mit Erfolg teilnahmen und somit unsere ersten geprüften Schießsportleiter waren) sich auf einen neuen Schießstand freuen.
Jetzt wurde der ehemalige Schweinestall im Anbau der Vereinsgaststätte durch Eigenleistungen zu einem Schießstand für 4 Schützen ausgebaut. Im Jahre 1959 stand bei der Jahreshauptversammlung die erste Beitragserhöhung an. Es wurde vorgeschlagen den Monatsbeitrag um DM 1,- (= 100 %) zu erhöhen. Das eine Beitragserhöhung auch damals schon nicht einfach war, beweist der folgende Auszug aus dem Protokoll der Versammlung vom 04.01.1958:
"Der erste Schießwart, sowie der Kassierer erklärten mit kurzen Worten die Notwendigkeit, den Beitrag sowie das Eintrittsgeld zu erhöhen (Beitragserhöhung von DM 1,- auf DM 2,-; Eintrittsgeldererhöhung von DM 3,- auf DM 5,-. Nach Ansicht des ersten Schießsportleiters sollte mit der Beitragserhöhung jedes Mitglied am Aufbau des Vereins und Anschaffung von Schießgeräten getroffen werden und nicht nur die kleine Anzahl der aktiven Mitglieder. Nachweislich sind von den aktiven Schützenbrüdern über DM 300,- an Schießgeld der Kasse zugeflossen. Die Debatte schien fast kein Ende zu nehmen. Die Gemüter beruhigten sich erst, als Bernhard Thörmann den Antrag einbrachte, den Beitrag um DM -,50 zu erhöhen. Der Antrag kam zur Abstimmung mittels Stimmzettel. Es wurden 28 Stimmen abgegeben, davon 20 mit JA, 6 mit NEIN und 2 ENTHALTUNGEN".
Der Verein hatte mittlerweile über 30 Mitglieder, Damen durften jedoch immer noch nicht eintreten. Hierzu paßt der Auszug aus dem Protokoll der Monatsversammlung vom 03.08.1958:
"Der Schützenverein ist der Gründung einer Damenabteilung wohlwollend zugetan. Beschließung und offizielle Gründung soll bei der Generalversammlung erfolgen".
Hierbei ist es allerdings auch geblieben. Die erste Dame ist 1965 eingetreten.
1957 und 1958 treten die ersten Jugendlichen in den Verein ein.
Unsere geprüften Schießsportleiter übernahmen das Training. Es wurden 60-100 Schuß pro Trainingsabend geschossen, so daß die ersten Erfolge nicht lange auf sich warten ließen.
Bis 1961 wurde jeder, der in den Verein aufgenommen worden ist, rasiert. Dieses hieß, daß derjenige vor der Versammlung eingeseift worden ist und dann von Günter Neddermeyer mit einem großen Holzmesser rasiert wurde.
1965 ist ein "historisches Ereignis". Die erste Dame (Gerda Playford) wird in den Schützenverein aufgenommen. Zur Jahreshauptversammlung 1966 folgen ihr weitere 12 Damen. Somit ist die Mitgliederzahl sprunghaft gestiegen und der Verein um eine Gruppe reicher. Die Erfahrungen, die die Herren und die Jugendlichen, deren Zahl zwischenzeitlich ebenfalls stark gestiegen ist, im Laufe der Jahre sammeln konnten, wurde schnell an unsere Damen weitergegeben, sodaß hier die ersten guten und sehr guten Ergebnisse nicht lange auf sich warten ließen.
Schon 3 Jahre später war das nächste "historische Ereignis" (Großereignis). Unter der Leitung von Hans Ringel wurde ein neuer Schießstand "aus dem Boden gestampft". Auf dem Dachboden des Anbaues in unserer Vereinsgaststätte wurden 6 Schießstände erstellt. Hierzu mußten Wände gezogen, eine Treppe eingebaut, elektrische Leitungen neu verlegt, ein neuer Fußboden gegossen und neue Kugelfänge gebaut werden. Die Liste der tatsächlich erledigten Arbeiten ließe sich hier wahrscheinlich noch über einige Seiten weiterführen. Sämtliche Arbeiten sind mit seinem ganzen persönlichen und finanziellen Einsatz geleitet worden, so, daß wir uns heute noch über diesen Schießstand freuen. Zur Einweihung des neuen Schießstandes am 15.05.1968 erschienin der Braunschweiger Zeitung folgender Artikel:
Zu diesem Königsball 1978) wurde mit einer Sammlung begonnen. Aus diesen Spenden wollte der Verein sich eine Fahne zulegen. Die Kasse konnte damals einen solchen Betrag nicht aufbringen, deshalb entschied sich der Vorstand für diese Sammelaktion. Bereits zum Königsball und zum Katerfrühstück kam ein Betrag von DM 1.025,18 (1) zusammen. Jeder Spender (es waren insgesamt 56, manche natürlich des öfteren) konnte sich in ein " Goldenes Buch " eintragen. Die Sammelaktion lief weiter bis zum 02.06.1979 und erbrachte insgesammt DM 1.774,34. Genau dieser Betrag wurde vollständig für die Fahne benötigt (Entwurf: DM 250,-; Fahne: DM 1.050,-; Fahnenstange nebst Zubehör: DM 474,34). Die Fahne selbst konnte übrigens nur so günstig erworben werden, da wir diese über ein ehemaliges Mitglied des Vereins, Fritz Berschinski, aus Singapur (!) erhielten. Vergleichbare Fahnen in Deutschland kosteten zu der Zeit mindestens das Doppelte. Die Fahnenweihe konnte dann zum Kommersabend, den 11.05.1979, während des Volksfestes sehr schnell stattfinden (nur ein gutes halbes Jahr nach der Sammelaktion). Zur Fahnenweihe erschienen neben dem Kreisschützenverband Braunschweig noch die Schützenvereine Timmerlah, Watenbüttel, Völkenrode und -Vechelde. Zusammengefaßt kann man nur sagen: schneller und günstiger kann man nicht zu einer Fahne kommen.
Ebenfalls 1979 wurde von 4 Schützen mit dem Bogenschießen begonnen. Der erste Bogenschießstand entstand in der Gaststätte 1. Peine-Paris-Lamme. Im Jahre 1980 zogen die Bogenschützen dann in das Dorfgemeinschaftshaus. Auch unsere Bogenschützen haben sich etabliert und können heute bereits Starts bei der Landesmeisterschaft in Hannover nachweisen. Außerdem nimmt die Bogengruppe, die ohne Jugendliche heute aus 6 Schützen besteht, aktiv an Drei-Waffen-Turnieren hier wird für einen Wettkampf mit dem Luftgewehr, der Luftpistole und dem Bogen geschossen) z.B. in Querum, Gifhorn, Norderstedt (Hamburg) und Bingen (Rhein) teil.
Aufgrund der am 02.02.1980 beschlossenen neuen Satzung wurde der Verein am 02.07.1980 in das Vereinsregister unter der Nummer: 3059 eingetragen. Am 28. und 29. Juni 1980 veranstaltete der Verein eine Berlin-Fahrt (für DM 70.- pro Person incl. Stadtrundfahrt). Es fuhren 34 Personen mit. Nach dieser Erholung wurde am 19.07.1980 mit der Renovierung unseres Schießstandes begonnen. Sie endete am 27.08.1980 und in dieser Zeit haben 46 verschiedene Mitglieder über 626 Arbeitsstunden geleistet. Der Ortsrat gab uns einen Zuschuß in Höhe von DM 3.000,- unter der Bedingung, daß vorher mit dem Vereinswirt ein Pachtvertrag über mindestens 15 Jahre geschlossen wird. Der Vertrag wurde im Juli abgeschlossen. Folgende Arbeiten wurden durchgeführt: Auf dem Schießstand wurde der Sand durch Kies ersetzt, Klappen vor die Schießluken gesetzt und Teppichboden verlegt. Die Treppe wurde durch eine Wand und eine zusätzliche Tür vom Vorraum getrennt. Im Vorraum wurden die Kinosessel durch neue Holzbänke ersetzt. Die Außentüren wurden durch Stahltüren erneuert. Sämtliches wurde gestrichen und verschönert.
1984 zur Generalversammlung im Februar ging eine Ära zu Ende. Rudolf Rautmann stellte sich für das Amt des Vorsitzenden nicht mehr zur Verfügung. Nachfolger wurde Gerhard Mosler. Rudolf Rautmann aber wurde noch während dieser Versammlung zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt.
Gleichzeitig stellt sich auch Rudolf Seidel nicht mehr zur Wahl als Schießsportleiter (nach 25-jähriger Vorstandstätigkeit). Nachfolger wurde Bernd Rodewald, der diesen Posten bereits bis 1978 bekleidete.
Rudolf Seidel erhielt als Anerkennung eine Lederurkunde. Neue stellvertretende Vorsitzende wurde Waltraud Bethge. Zum Kassierer wurde Harald Ahrens neu gewählt.